Urs Jaeggi, geboren am 23. 6. 1931 in Solothurn, studierte nach fünfjähriger Banktätigkeit in Genf, Bern und Berlin Nationalökonomie und Soziologie. Promotion 1959, von 1966 bis 1980 ordentlicher Professor in Berlin (FU). Von 1970 bis 1971 lehrte er in New York an der New York School for Social Research. Seit den 1980er Jahren als Maler, Bildhauer und Aktionskünstler zahlreiche Einzelausstellungen in deutschen und schweizerischen Galerien und Kunstmuseen, 1998 in Mexiko D.F. Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und im Verband deutscher Schriftsteller (VS). Urs Jaeggi lebte in Berlin und Mexiko-Stadt. Er starb am 13. 2. 2021 in Berlin.
* 23. Juni 1931
† 13. Februar 2021
von Gisela Ullrich und Samuel Moser
Essay
Ausbrechen aus den Gewohnheiten und Verfestigungen gesellschaftlicher Rollen war Jaeggis Thema schon, als es noch nicht in Mode war. Die Protagonisten seiner Romane und Erzählungen verlassen Familie und Beruf oder begeben sich in Außenseiterpositionen, um neue Erfahrungen zu machen. Ihre Suche nach einem intensiveren Leben ist ein Experiment mit offenem Ausgang. Die vorsichtig formulierten Hoffnungen, die am Ende von Jaeggis Romanen stehen, sind eher Frage als Gewissheit. Seine Helden sind unentschieden zwischen zwei Existenzen: hier und dort, also weder hier noch dort. Sie sind engagiert und distanziert, zugehörig und fremd. Weil sich ...